Die Macht der Zahlen


Ich muss beruflich oft Übersichten erstellen, die in Zahlen gepresst bestimmte Eigenschaften meines Produktes darstellen. Mit einem Kollegen habe ich heute neue Übersichten erstellt, die zugegebenerweise mein Produkt in schlechtem Licht dastehen ließen. Reflexartig habe ich die Zahlen angezweifelt – hätte ich das auch gemacht, wenn alles prima gewesen wäre?

Wieviel Vertrauen schenken wir den Zahlen, wenn es um eine bestimmte Aussage geht? Ein Herr Churchill sagte angeblich mal: Glaube nur den Statistiken, die Du selbst gefälscht hast. Er meinte damit sicher, dass technische Diagramme wie Balkengraphen, Torten- oder Liniendiagramme sehr überzeugend wirken, aber letztendlich keiner weiß, wie sie entstanden sind. Das ist Fluch und Segen – je nachdem, ob man die Zahlen präsentiert oder sie glauben soll.

Es sind mehrere Dinge, die wir uns beim Betrachten solcher Übersichten fragen müssen:

  1. Wie vertrauenswürdig ist die Quelle?
  2. …die Stichprobe?
  3. …der Vortragende?
  4. Wird ein zeitlicher Zusammenhang als kausaler Zusammenhang dargestellt? Das ist letztendlich die Frage nach der Abhängigkeit der Daten: besteht sie oder nicht?
  5. Ist die Aggregation der Daten zulässig, so wie sie gemacht wurde?
  6. Fehlen Daten, die zum Verständnis der Gesamtsituation erforderlich wären?

So und nun? Natürlich können wir uns weder hinstellen und alles als Bullshit abtun noch alles schlucken, was uns präsentiert wird. Welche Heuristiken – das Bauchgefühl – haben wir, um dem Kopf Paroli zu bieten, der Zahlen als nicht lügend akzeptieren will?

  1. Jedes Diagramm hat eine Intention. Passt die Aussage zu meiner Ansicht über die Sache?
  2. War ich schon einmal in einr vergleichbaren Situation? Was ist dabei herausgekommen?
  3. Wirkt die Gesamtdarstellung der Situation schlüssig?
  4. Was sagt der Sitznachbar (beliebige Person), ein Freund oder ein Mensch mit anderer Historie zu diesem Thema?
  5. Wie könnte ich mit Methoden aus dem Baukasten der ersten Aufzählung im Artikel das Gegenteil der Aussage darstellen?

Ach ja: Die Plausibilisierung hat gezeigt, dass wir einen Fehler in der Aggregation haben müssen. Wir suchen ihn noch. Ich kenne ja den Herrn Churchill nicht persönlich, aber ich glaube, dass er das ganze Portfolie der Zahlentrickserei gut drauf hatte, der alte Haudegen. Respekt! Neid! Igitt!

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