Was Satire ist


Niemand sollte es wagen, sich der Satire über ein wissenschaftlichen Diskurs zu nähern – der geübte Statiriker würde Wege finden, diese Banalisierung mit geschliffenem Wort zurückzuweisen. Die Satire ist hohe Kunst und wandert dabei auf schmalen Grat zwischen Humor, Spott und Kritik. Wer will das bezweifeln?

Kürzlich vernahm ich über die Medien, dass ein bekannter Satiriker ein Gedicht auf einen ausländischen Staatsmann verfasste und veröffentlichte. Das Gedicht ist voll des eleganten und tiefgründigen Wortwitzes. Versteckte Andeutungen über den Charakter des Angesprochenen kommen erst bei mehrfachem Lesen zum Vorschein – ein Meisterwerk der pointierten Worte. Beeindruckt von der Größe dieses Kunstwerkes bleibt mir als Anfänger in diesem Genre nur das müde Eingeständnis, diese Begabung nicht zu teilen.

Nicht alle meine Mitbürger und insbesondere auch der von diesen blumigen Versen bedachte Staatsmann teilen meine Bewunderung. Sie behaupten gar, es handele sich nicht um Satire! Das grenzt an Ketzerei! Wie anders außer als Satire soll es denn verstanden werden, wenn die sexuellen Vorlieben des Staatsmannes so hinreißend beschrieben und im Zusammenhang zu seiner Eignung als Präsident gestellt werden?

Nein, nein – der große Künstler hat schon klar bewiesen, wo seine Klasse ist.

Mir bleibt nur, mich demütig im Staube kriechend seiner Kunst zu nähern und mich auf den langen Weg zu machen, um zu dieser Perfektion zu gelangen. Ich habe ja noch so viel zu lernen, weswegen dieser Artikel auch nur recht kurz ist. Es fehlen mir in meiner Einfalt die Worte. Dem Künstler, der sich dieses großartige Gedicht ja in der originalen Veröffentlichung gar nicht zu Eigen gemacht hat, sondern es nur als Beispiel für ein wahrscheinlich verbotenes Gedicht präsentierte, möchte ich sagen, dass es große Kunst war. Ich tue es aber besser doch nicht.