Sind Kinder wirklich wichtig?


Der geneigte Leser des Blogs wird sich evenuell an den Artikel Was ist wirklich wichtig erinnern. Nun, neueste Erkenntnisse dazu erfordern unbedingte Aufmerksamkeit und bedürfen daher einen neuen Blogeintrag. Ich habe mich also entschieden, das Thema noch einmal aufzugreifen und möchte Euch daran teilhaben lassen. Da das wirklich Wichtige wirklich wichtig ist, habe ich sogar vor, eine kleine Reihe daraus zu machen. Und um zu verhindern, dass Ihr einen der wichtigen Artikel verpasst, gibt es noch als eigene Kategorie das Schlagwort „WirklichWichtig“.

In meinem vorigen Artikel schreibe ich von der Wahlfreiheit, anstehende Entscheidungen oder Situationen unterschiedlich zu bewerten. Ist meine Arbeit so wichtig, dass diese 97. Überstunde wichtiger ist als die Zeit bei der Familie? Oder sind die Mitglieder meiner Familie auch damit beschäftigt, ihr Leben zu führen und wären für eine gemeinsame Zeit gar nicht verfügbar? Vielleicht haben wir uns am Wochenende zum Familienfrühstück verabredet und es ist damit OK? Ich habe geschrieben, dass ich die Opferrolle nicht mag („Ich konnte ja nicht anders“) und ich daher von (fast) jedem einfordere, er/sie möge doch bitte die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen (Überstunde machen oder auch nicht machen) und dann zu den Konsequenzen seiner/ihrer Entscheidungen stehen möge. Fazit ist also: Entscheidungen sind wichtig.

Die zukünftigen Blog-Einträge zu diesem Oberthema widme ich jeweils einem wichtigen Unterthema. Dieser Eintrag widmet sich der Wichtigkeit von Kindern.

Sind Kinder wichtig?

Da fallen mir viele kritische Fragen und eine sehr weise Antwort von Freunden von uns ein. Sie überlegten, ob erst das dritte Kind das Familienglück perfekt werden ließe. Die Fragen:

  1. Kinder sind wozu wichtig?
  2. Je Kind entstehen Kosten im Werte eines Eigenheims. Will ich nicht lieber ein Eigenheim?
  3. Kinder sind laut, Kinder machen Dreck, sie lassen einen nicht schlafen. Warum sollte ich mir das antun?

Nun, die Antwort unserer Freunde auf alle diese Fragen war simpel. Und sie hatten schon zwei, als sie sich selber antworteten: Wir wollen aber trotzdem. Aber warum?

Wer sagt was zur Wichtigkeit?

Zum Kinderkriegen hat interessanter Weise jeder eine Meinung. Welche Gruppen gibt es und wie relevant sind sie?

  1. Eltern
    Es gibt alle Farbspiele von Eltern – gleich- und hetrogeschlechtlich, alleinerziehend oder als Paar, ähnlich alt oder unterschiedlich, leihbemutternd oder samenspendend. Mir scheint die Art der Eltern weniger wichtg zu sein, als ein unterschiedlicher Grad der Zustimmung innerhalb Eltern für ein Kind. Selbst wenn wir annehmen, dass sich die Elternteile vertrauensvoll und gleichberechtigt gegenüberstehen: Wer vertritt die Bedürfnisse des ungebohrenen Kindes?
  2. Gesellschaft
    Vater, Mutter, Kind sind Mitglieder der Gesellschaft mit zu definierenden Rechten und Pflichten aus diesen Eigenschaften heraus. Die Vertreter der Gesellschaft können entscheiden, dass Kinder besonderen Schutz bedürfen. Sie können zusätzlich die Eltern unterstützen, Ihren Aufgaben als Fürsorgende nachzukommen. Beispiele für solche sozialen Einrichtungen sind Pro Familia, Jugendämter, Kindergärten. Die Vertreter der Gesellschaft können auch die Ausbildung der Kinder zu Kindersoldaten anordnen, Kinderarbeit dulden oder genetische Manipulationen an befruchteten Eizellen fördern.
  3. Wirtschaft
    Die Vertreter der Wirtschaft sind weniger an Kindern als an jungen Erwachsenen oder evtl. noch älteren Jugendlichen interessiert, wenn Ausbildungsplätze oder Arbeitsplätze mit Junior-Status besetzt werden sollen. Zumindest in Deutschland gibt es eine Entwicklung, dass Firmen erkennen, dass sie ein mit ihren Angestellten gemeinsames Interesse an Kindern haben. Die Motivation mag nicht deckungsgleich sein, die sich daraus ergebenen Angebote an die Eltern sind jedoch hilfreich.
  4. Familie – Kinder als Statussymbol
    Können Eltern ihr Ansehen in der Gesellschaft mit steigender Kinderzahl erhöhen, besteht die Gefahr, das Eltern nicht wirklich frei über ihren persönlichen Kinderwunsch entscheiden. Darüber kann ein sozialer Druck ausgeübt werden, der möglicherweise für die jeweiligen Elternteile unterschiedlich wahrgenommen wird.
  5. Familie – Kinder als Versorger
    Im Sinne einer Nachfolgeregelung übernehmen Kinder die Fürsorge über die Gesundheit oder den Besitz der Eltern. Je nach Gesellschaftsform kann sich daraus eine wesentliche, gleichsam lebenswichtige Forderung nach Kindern ergeben.
  6. Religion
    Aus dem Glauben an einen Gott, der seinem Gefolge gewisse Regeln auferlegt hat, können Eltern eine Pflicht zur Zeugung von Kindern ableiten. Je nach den Regeln der Religionsgemeinschaft kann eine Nichterfüllung der Pflicht mit Sanktionen oder Ächtung belegt werden.
Risiken und Nebenwirkungen

Ein Kind oder auch mehrere zu bekommen, birgt auch Risiken und ist reich an Nebenwirkungen. Sie betreffen alle, die sagen, dass Kinder wichtig sind.

  1. Mutter oder Kind können während der Schwangerschaft, der Geburt oder im Wochenbett gesundheitlichen Schaden nehmen.
  2. Bis Kinder ein gewisses Maß an Selbständigkeit haben, brauchen sie unbedingte Fürsorge, die in irgendeiner Weise durch die Eltern sichergestellt werden muss. Da niemand so richtig in die Zukunft schauen kann, müssen sich die Eltern an diese Absicht binden, können die Fürsorge aber gegebenenfalls auch abgeben.
  3. Manche Kinder nehmen im Rahmen ihrer Abnabelung von den Eltern einen anderen Werdegang als den von ihren Eltern gewünschten an. So gibt es die tragische Geschichte, dass ein lokaler Polizeichef bekannt geben musste, dass sein drogendealender Sohn bei einem Polizeieinsatz ums Leben gekommen ist.
  4. Der andere Werdegang kann auch einer sein, der die Nachfolgeregelung für Besitz und Gesundheit außer Acht läßt.
  5. Das Kind könnte keinen Platz in der arbeitenden Gesellschaft finden. Ich schließe in diesem Fall auch das Ehrenamt als Arbeit ein, das ebenfalls wichtige Arbeitsleistung erbringt, wenn auch ohne monetären Ausgleich. Die fürsorgende Gesellschaft würde dann keinen Ausgleich für ihre Fürsorge erfahren und einen Verlust erleiden.

Nicht nur die Wichtigkeit von Kindern wird aus Sicht unterschiedlicher Rollen definiert, auch die Risiken werden verteilt. Sehr sorgfältig sollten die daraus abgeleiteten Maßnahmen zur Reduktion der Eintrittswahrscheinlichkeit oder der Auswirkungen auf Wirksamkeit geprüft werden.

Konsequenzen

Gründe für Kinder gibt es viele, wir können daraus somit eine gewisse Wichtigkeit ableiten. Sehen wir von Gewalttaten ab, bleibt letztendlich die Entscheidung bei den Eltern, da zunächst das Sorgerecht und die Sorgepflicht auf sie fällt. Die Gesellschaft kann nur Rahmenbedinngungen schaffen, in denen das Aufziehen der Kinder erleichtert wird oder auch in Sonderfällen übernommen wird.

Es mag Umstände geben, in die keine Kinder passen. Es mag Eltern geben, welche der Verantwortung nicht gewachsen sind oder die sich aufgrund ihrer besonderen Umstände der Verantwortung nicht aussetzen wollen. Möglich ist auch, dass sich eine Überforderung der Eltern erst mit größer werdenden Kindern entwickelt. Hierfür allgemeingültige Maßsstäbe zu finden, kann ich mir nicht vorstellen. Unentschlossene Eltern sollten Rat bei kritischen Vertrauenspersonen suchen, gegebenenfalls auch Hilfe der Gesellschaft annehmen.

Umsichtige Vertreter der Gesellschaft bereiten vor, dass sich die Umstände der Eltern ändern oder die Kinder die Kraft der Eltern überfordern. Jugendämter und soziale Einrichtungen bieten Hilfe im Alltag, manche Krankenhäuse bieten Müttern an, nach der Geburt eines ungewünschten Kindes dieses ggf. auch anonym in Obhut zu geben.

So bleibt die finale Bewertung der Wichtigkeit der Kinder bei den Eltern. Die Rahmenbedingungen der Gesellschaft können diese Bewertung flankieren und Risiken dämpfen.

Was bleibt für mich?

Die Entscheidung, keine Kinder zu bekommen, ist zu spät für mich. Ich weiß aber noch, dass ich mich damals mit ihr schwer getan habe. Für mich hat beides funktioniert: durchdenken und dafür entscheiden. Ich spreche daher mal eine vorsichtige Empfehlung für diesen Weg aus.

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