Herbstlaub


Vor etwa einem Jahr habe ich mit dem Post „Herbst“ schon einmal zum Thema Jahresende“ geschrieben. Hat sich was geändert? Nein. Aber das ist ja auch mal eine Nachricht wert.

Genau genommen hat sich natürlich vieles verändert. Wenig überraschend bin unter anderen ich ein Jahr älter geworden. Die meisten Menschen, die ich kenne, auch. Manche allerdings wollen lieber nicht mehr älter werden, ich werde das weiter verfolgen. Der eingelagerte Rotwein ist entweder ausgetrunken, nachgefüllt oder auch ein Jahr älter geworden. Meine Kinder sind selbständiger geworden, die Generation vor uns leider nicht.

Der Herbst ist immer Anlass, Resumee zu ziehen – ich habe keine Ahnung warum das so ist. Vielleicht ist es auch nur bei mir so. Heute war wunderbares Wetter, ich bin mit dem Fahrrad ein bisschen in der Gegend rumgefahren. Die Bäume entziehen ihren Blättern den Kraft – sie werden gelb und fallen zu Boden. Die Bäume fügen sich der unausweichlichen nächsten Jahreszeit und treffen ihr Maßnahmen. Wir sollten dieses einfache Schema übernehmen: Kann ich meine Umgebung ändern oder muss ich mich anpassen?

Das klingt so simpel, ist aber aus zwei Gründen schwierig: Zum einen muss ich inhaltlich abwägen: Wie kann ich mich in die Umgebung einfügen oder wie kann ich meine Umgebung ändern? Zum anderen muss ich mir vergegenwärtigen, dass diese Entscheidung ein Verfallsdatum haben kann: Heute kann ich mich noch einpassen, weil ich jung und kräftig bin, morgen brauche ich eine geänderte Umwelt.

Ich sehe im Moment bei einigen meiner Bekannten Neuerungen : Sie überlegen, wie sie sich weiter entwickeln wollen, neue Themen für sich erschließen, Fertigkeiten erlernen. Für mich ist das ein Zeichen dafür, dass sie sich Gedanken machen, wie sie persönlich ihre subjektiv wahrgenommene Passung in die Umwelt verbessern wollen. Das finde ich großartig und ich mag solche Geschichten.

Ich kenne Freiwillige, die sich für Flüchtlinge engagieren, andere machen ein freiwilliges soziales Jahr, dritte lernen, wie sich Fotos und Filme kombinieren lassen, um eine Nachricht zu transportieren.

Was bleibt für mich?

Mich begleitet schon länger wie ich entscheiden kann ob ich mich einpasse oder meine Umwelt veränder. Es gibt Fixpunkte, die ich nicht anzweifele, die ich klar in meiner Verantwortung sehe. Es gibt aber auch Wünsche an meine Umgebung, die ich ungerne auf meine Liste der Verantwortlichkeiten setze. Für die zahllosen Dingen die weder schwarz noch weiß sondern in irgendeiner grau-Schattierung dazwischen liegen, versuche ich aktive Entscheidungen herbeizuführen. Das kann auch das Vertagen einer Entscheidung sein – manche sagen Aussitzen dazu, andere sprechen von der sinnvollen Nutzung der Phase bis zum optimalen Entscheidungszeitpunktes. Wie auch immer: Dass ich mich damit beschäftige, bedeutet nicht, dass ich weiß, wie ich die Einpassung verbessern könnte. Aber die Entscheidung dafür ist der Anfang des Verbesserungsprozesses. Und wichtig ist ihn zu beginnen und zuzulassen, dass er auch Irrwege enthalten kann.