KI als neuer Kollege


Journalistisch eher fragwürdig, aber in diesem Fall doch einmal angewendet, ist der Clickbait, dass ich über KI als neuer Kollege schreiben will. Dabei ist KI zumindest im Moment weder Kollege noch sonderlich neu. Ich möchte vielmehr darüber schreiben, dass die modernen Textanalyse- und -generierungssmöglichkeiten einfach auch ein spannendes Werkzeug sind. So etwas wie eine Kreissäge für den Dachausbau. Das klingt jetzt nicht nach Kollege – aber so sehe ich KI auch bei weitem noch nicht.

Als treue*r Leser*in meines Blogs hast Du sicher schon den Artikel Mit Sicherheit unsicher gelesen. Darin schreibe ich allgemein über den Umgang mit Unsicherheit. Und da ja zu Recht und auch oft die Künstliche Intelligenz als eine Quelle von Unsicherheit wahrgenommen wird, möchte ich Euch in diesem Artikel kurz berichten, wie der oben verlinkte Artikel über die Unsicherheit entstanden ist. Er hat etwas mit dem als KI bezeichneten Tool ChatGPT zu tun.

Ich persönlich mag die Bezeichnung „Intelligenz“ in diesem Zusammenhang nicht. Dieses Programm hat über das Verarbeiten von Millionen von Seiten ein statistisches Bild erarbeitet, welche Worte in einem Zusammenhang stehen. Hat es dadurch ein Verständnis von Kommunikation im Sinne guter Gespräche? Nein. Es ist ein sehr fleißiger Leser und wohl auch ziemlich verlässlicher Berichterstatter des Gelesenen. Darüber hinaus kann es Themen auch neu in Verbindung setzen. Weiterhin kann ChatGPT auch seine Inhalte in bestimmten Artikel-Formaten wiedergeben (kommen wir gleich dazu) und kann Bezüge zwischen Inhalten herstellen und abgrenzen. Aber was sind die Maßstäbe für die Erzeugung der Texte? Wissenschaftlich? Ethisch? Freundlich? Oder so, dass man damit Geld verdienen kann? Meine Empfehlung ist, diesem Werkzeug zu vertrauen, wie man einem Hammer oder einer Säge vertraut: In den richtigen (menschlichen) Händen kann es hilfreich sein. Nicht mehr.

KI inspiriert einen Artikel

Ich kann nicht genau beschreiben, wie ich die Themen für Artikel dieses Blogs festlege. Sie entstehen meist durch meine Arbeit, ich lese irgendwelche Nachrichten, es gibt Gespräche mit Freunden… Und dann verdichten sich bestimmte Begriffe und ich fange in meinem Kopf an, einen Artikel zu entwerfen. Und seit Neuerem frage ich auch einen der online verfügbaren Zugänge zu einem dieser sogenannten Künstlichen Intelligenzen.

Meist habe ich schon ein bisschen Material aus anderen Artikeln zusammengetragen. Das können kurze Abschnitte sein, Formulierungen, Bilder. Dann habe ich also schon ein grobes Bild vom Thema und und kann loslegen.

Die erste Hürde beim Zugang zu einem der ChatGPTs ist natürlich der Datenschutz. Normalerweise bekommst Du alle Nutzungsrechte an dem von der KI erzeugten Texten oder Bildern, aber musst auch dem Betreiber der KI die Nutzungsrechte für Deine Eingaben einräumen. Für mich war es also wichtig, einen Anbieter zu finden, der keinen personenbezogenen Zugang erfordert und dass ich selbstbeschränkt in einem unverfänglichem Themenraum bleibe.

Ohne eine konkrete Empfehlung auszusprechen, möchte ich Euch berichten, dass ich TalkAI nutze und Teile dieses Artikels auch von diesem System verfasst sind. Probiert es mal aus und fügt folgenden Auftrag in das Eingabefeld ein (so habe ich angefangen):

Ich möchte einen Blog-Post erstellen und wünsche mir Zuarbeit von ChatGPT. Das Thema ist die Unsicherheit des modernen Lebens. Ich wünsche mir Hilfe in Form eines kurzen Textes, in dem mögliche Stufen von Unsicherheit benannt werden und die Entwicklung der Unsicherheit über die Zeit erläutert werden.

Die KI erzeugt dann irgendeinen Text, der einem mehr oder weniger gefällt. Man ergänzt in dem Auftrag an die KI etwas und schickt es erneut zum Bearbeiten und irgendwann hat man einen Text, mit dem man einverstanden ist. Je nach Zeit für den Artikel – die bei mir vielleicht weniger eine Rolle spielt als bei anderen – fängt man dann selbst an, Abschnitte zu ergänzen, zu ändern oder zu löschen.

Ein komplettes Beispiel

Ich möchte einen Artikel in Form eines Interviews zum Thema „Unsicherheit des modernen Lebens“ schreiben. Schreibe Du dieses Interview, in dem Du abwechselnd Fragen und Antworten in der Art eines Gespräches dazu schreibst. Ich möchte, dass Du über die Stufen von Unsicherheit sprichst und dem Leser Handlungsempfehlungen nennst, wie er mit Unsicherheiten umgehen kann. Leite das Interview ein, in dem Du die Entstehung der heute häufig wahrgenommenen Unsicherheit erläuterst.

ChatGPT: Guten Tag, verehrte Leserinnen und Leser, heute haben wir das Vergnügen, mit einem renommierten Experten über die Unsicherheiten des modernen Lebens zu sprechen. Herr Dr. Schmidt, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, um mit uns zu sprechen.

Dr. Schmidt: Guten Tag, ich freue mich, hier zu sein.

Interviewer: Um direkt in das Thema einzusteigen: Warum glauben Sie, dass die Unsicherheit in unserer modernen Welt so stark wahrgenommen wird?

Dr. Schmidt: Nun, eines der Kernmerkmale der modernen Gesellschaft ist die Schnelligkeit des Wandels. Technologische Fortschritte, wirtschaftliche Umbrüche und soziale Veränderungen stellen uns vor ständige Herausforderungen. Das Resultat ist ein Gefühl der Unsicherheit, da wir uns immer schneller anpassen und neue Kompetenzen erlernen müssen, um im Schritt zu bleiben.

Interviewer: Verstehe. Gibt es Ihrer Meinung nach verschiedene Stufen von Unsicherheit?

Dr. Schmidt: Ja, definitiv. Wir können die Unsicherheit in verschiedene Stufen einteilen. Die erste Stufe wäre die individuelle Unsicherheit, bei der es um persönliche Ängste, wie Arbeitsplatzverlust, Krankheit oder finanzielle Probleme geht. Die nächste Stufe wäre die soziale Unsicherheit, die durch gesellschaftliche Veränderungen wie politische Instabilität oder soziale Ungleichheit hervorgerufen wird. Schließlich haben wir die globale Unsicherheit, die mit globalen Herausforderungen wie Klimawandel und Terrorismus verbunden ist.

Interviewer: Das sind in der Tat viele unterschiedliche Arten von Unsicherheit. Wie kann der Einzelne mit diesen Unsicherheiten umgehen?

Dr. Schmidt: Eine wichtige Handlungsempfehlung ist, sich der eigenen Unsicherheiten bewusst zu werden und diese anzuerkennen. Es ist wichtig, dass man sich damit auseinandersetzt, anstatt sie zu verdrängen. Zudem kann es hilfreich sein, soziale Unterstützung zu suchen, sei es durch Familie, Freunde oder professionelle Hilfe. Eine gute Selbstfürsorge, wie regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf, trägt ebenfalls dazu bei, mit Unsicherheit umzugehen.

Interviewer: Das klingt nach vernünftigen Ratschlägen. Gibt es noch weitere Methoden, um Unsicherheit zu bewältigen?

Dr. Schmidt: Sicherlich. Eine weitere wichtige Methode ist, sich auf die Kontrolle über das eigene Leben zu konzentrieren. Das bedeutet, dass man sich auf die Dinge fokussiert, die man tatsächlich beeinflussen kann, anstatt sich von den Dingen entmutigen zu lassen, auf die man keinen Einfluss hat. Des Weiteren kann es nützlich sein, sich Wissen über die eigenen Unsicherheiten anzueignen, indem man beispielsweise Bücher liest oder sich mit Experten austauscht. Dieses Wissen kann helfen, die Unsicherheit besser zu verstehen und damit umzugehen.

Interviewer: Vielen Dank, Dr. Schmidt, für diese wertvollen Ratschläge und Einblicke in die Unsicherheiten des modernen Lebens. Gibt es noch Schlussworte, die Sie unseren Lesern mitgeben möchten?

Dr. Schmidt: Gerne. Obwohl die Unsicherheiten des modernen Lebens eine große Herausforderung darstellen, ist es wichtig, sich daran zu erinnern, dass wir auch in der Lage sind, damit umzugehen. Jeder von uns ist in der Lage, Anpassungsfähigkeit und Resilienz zu entwickeln. Indem wir uns bewusst mit unseren Unsicherheiten auseinandersetzen und proaktiv Maßnahmen ergreifen, können wir ein erfüllteres und stabileres Leben führen. Also lassen Sie sich nicht von der Unsicherheit lähmen, sondern handeln Sie aktiv, um sie zu überwinden.

Interviewer: Vielen Dank, Dr. Schmidt, für diese inspirierenden Worte und Ihre Zeit. Das war ein äußerst interessantes Gespräch über die Unsicherheiten des modernen Lebens.

Dr. Schmidt: Es war mir eine Freude. Vielen Dank für die Einladung.

Fazit

Ich finde das Interview gut. Besser als die zahlreichen anderen Texte, die ich verworfen habe. Was können wir daraus lernen? Tatsächlich eine Menge:

  1. ChatGPT hat als Interviewpartner einen Mann gewählt. Zufall?
  2. Orthographisch bin ich sicher nicht sattelfest, mir erscheint der Text aber unauffällig.
  3. Inhaltlich fand ich diesen Text und sogar auch die verworfenen Texte lehrreich, interessant und plausibel. Sie passten in mein Kontextwissen, ich halte ihn für korrekt.
  4. Ihr seht hier in diesem Blog einen kuratierten Text von ChatGPT: Ich habe ihn geprüft und somit einer menschlichen Verantwortung unterworfen. Ich habe hinter der Maschine und vor Euch in dem Informationsfluss gesessen und Euch vor möglichen Unsinn bewahrt, den ChatGPT wohl auch gelegentlich von sich gibt.
  5. ChatGPT hat Mechanismen zur Kontrolle seiner produzierten Texte implementiert. Aber grundsätzlich ist da niemand, der Verantwortung für Ergebnisse übernimmt. Der Maschine sind ihre Ergebnisse egal. Es ist der Mensch, der ihnen einen Wert gibt, denn Jenseits des Menschen ist kein Sinn …. (Achtung: ein Blog-Post von mir über KI, in dem ich mich auf ein Interview Richard David Prechts aus seinen noch manierlichen Zeiten beziehe)
  6. Die Qualität des ausgegebenen Textes hängt vom Zufall und Inhalt der Eingabe ab. Das wiederum klingt fast erschreckend menschlich…

Was bleibt für mich?

Für mich ist die Arbeit mit ChatGPT irgendwo zwischen Spiel, Rumdaddeln und Arbeit. Es gibt Anwendungsbereiche, die für einen Textprozessor großartig geeignet sind. Aber es gilt nach wie vor, dass ein Werkzeug eben nicht unmittelbar das Werkstück ausmacht.

Und so ist dann auch mein weiterer Umgang damit. Ich mache mich mit dem Werkzeug vertraut, auf dass es von Nutzen für mich ist, wenn ich mal ernsthaft seine Hilfe brauche.

Eine Bemerkung in eigener Sache: Was spricht eigentlich gegen ein kostenloses Coaching von ChatGPT? Vielleicht schaust Du Dich einmal im Netz um, was es für Vor- und Nachteile gibt. Aber Achtung: alles was Du dort eingibst, gibst Du automatisch für alle anderen zur Nutzung frei. Egal? Dann fordere doch mal den Bot heraus!

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