Was ist wirklich wichtig?


In den vergangenen Wochen hatte ich einige Gespräche über das Thema „Was ist wirklich wichtig?“. Zumindest habe ich diese Gespräche darunter verbucht, es gab Varianten. Letztendlich ging es darum herauszufinden, wie man mit seiner Lebenszeit umgeht. Klingt schwermütig? Ist es – ist es aber auch nicht. Schauen wir mal.

Es gab im Wesentlichen zwei Bereiche:

  1. Was tun wir, weil wir es frei entschieden haben?
  2. Was tun wir, weil wir vielleicht gewissen Zwängen unterliegen?

Interessanterweise sind freie Entscheidungen aber meist nicht frei und die Zwänge meist auch nur vordergründig zwanghaft. Wie so immer haben wir es mit einem Kontinuum statt mit nur den Extremen zwischen zwei Positionen zu tun: hier sind es frei und zwanghaft. Warum? Auch die liebende Mutter wird sich i.d.R. gelegentlich und insgeheim mal eine Auszeit von der Verantwortung daheim wünschen – wie frei ist sie dabei? Unterliegt sie Zwängen? Sicher beides ein bisschen. Also: Was soll das Gerede: Wir gehen mal davon aus, dass sich vieles regeln lässt und wir also mehr oder weniger frei entscheiden, wie und womit wir unsere Zeit verbringen.

Ich habe das Glück eine Arbeit zu haben, die mein Auskommen sichert. Ausgelegt für 40 Wochenstunden verbringe ich durchaus etwas mehr Zeit im Büro, als vertraglich vereinbart. Da haben wir es: Zwang? Frei? Zu welchem Anteil? Überflüssige Diskussion sage ich, denn selbstverständlich ist alles freiwillig! Ich entscheide mich dafür, genau das zu tun, was ich jetz tue. Ich sehe die Entlohnung als angemessenen Ausgleich für meine Bemühungen an. Wenn nicht, sollte ich daran etwas ändern oder ich entscheide mich wiederum freiwillig, es nicht zu tun. Wie auch immer: Ich es gibt keinen Grund, Zwang anzunehmen.

Wie sieht es bei anderen aus? Nicht alle Menschen gehen einer Arbeit nach, die ihr Auskommen sichert – vielleicht haben sie eine, die sie krank macht, ihre bisherige verloren und/oder finden keine. Sicher schlägt hier das Pendel stärker in Richtung „Zwang“ aus: Sie möchten arbeiten, finden aber keinen Arbeitgeber. Sie sind somit in eine Situation gezwungen, in der sich nicht wohlfühlen. Wieviel freie Entscheidung steckt darin? Ich bin mal so vermessen, dass ich sage, dass es noch ein Quentchen Freiheit gibt: Habe ich wirklich kein Angebot abgelehnt? Nicht hier und nicht woanders? Habe ich Möglichkeiten zur Veränderung wahrgenommen? Es gibt sicher in der Welt Situationen, die ich als absolut zwanghaft akzepiere: analog zum Namen gehört dazu Zwangsarbeit unter Androhung von Gewalt, jegliche Arbeit zur Vermeidung des unmittelbaren Hungertodes, fehlende Alternativen aufgrund vorliegender Infrastruktur oder ähnliches. Davon spreche ich nicht, sondern von vorgeblichen Zwängen.

Schauen wir uns die Zeit außerhalb des Broterwerbs an. Wir haben vielleicht eine Familie, um die wir uns kümmern, vielleicht einen genügend großen Haushalt, der uns in Beschlag nimmt, vielleicht ein Ehrenamt, vielleicht Hobbies, vielleicht eine Ausbildung neben der Arbeit. Wieviel Zwang oder Freiheit steckt hier? Auch hier sage ich: Wir sind mehr oder weniger frei in dem was wir tun. Es ist beileibe nicht so, dass die Zwänge, die wir sehen, auch unverrückbar da stehen: Wir können die Zeit mit der Familie gestalten, wir können den Haushalt so oder anders führen – vielleicht sogar mit einer Unterstützung (studentischer Untermieter, soziale Einrichtungen, Au Pair, Angestellte, Nachbars Kinder), wir können uns für Flüchtlinge engagieren oder für die DGzRS spenden, was auch immer.

Womit ich schwer umgehen kann, ist, wenn ich von vorgeblichen Zwängen höre: Ich würd ja gerne aber kann ja nicht weil irgendjemand anderes XY macht, gemacht hat oder machen könnte. Das betrachte ich als freiwillige Eingrenzung der Optionen aufgrund unangemessener Einschätzung der Situation. Hartes Urteil? Vielleicht. Ich lote das bei unterschiedlichen Gesprächen immer wieder neu aus und komme oft dahin, dass ich zumindest denke: Dann tue es doch einfach anstatt nur zu rumzulamentieren. Die Redewendung „Love it, change it or leave  it“ gefällt mir, ich muss mich gelegentlich daran auch selbst erinnern (es gibt zu diesem Spruch unfassbare 335 Mio Suchergebnisse bei G**gle – als Tipp für verregnete Herbstabende).

Und was bleibt für mich? Vielleicht hat es keine greifbaren Ergebnisse, was ich hier tue, vielleicht kenne ich auch nur noch nicht den Namen dazu. Ich habe heute abend mal diesen Blog umbenannt in „Philosofiehn“ in Anlehnung an Philosophie und meinem Nachnamen. Ich werde jetzt in die Philosophie hineinschnuppern. So könnte ich den Artikeln, die ich hier verfasse, eine Klammer geben und vielleicht auch meinen unsteten Gedanken ein Gerüst und eine Richtung. Ich werde berichten. Auch dem geneigten Leser empfehle ich eine Revision seiner Optionen: „Mache ich das Richtige oder habe ich nur eine Option übersehen?“

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2 Antworten zu “Was ist wirklich wichtig?”