Um es vorweg zu unehmen: mit „Familienbild“ ist nicht das Foto mit Mama, Papa, Oma, Opa, Kind oder ein Vergleichbares gemeint (wobei das vielleicht auch mal einen Artkel wert wäre) sondern ein Kommentar zum Thema Bild der Familie in der Gesellschaft. Ein großartiges Thema, erkennbar daran, dass aktuell alle darüber sprechen – ich also auch.
Angefangen hat mein aktuelles Interesse für das Thema mit dem Artikel Ich bin Hausfrau – na und? im Spiegel. Darin berichtet Silvia Dahlkamp von Helena von Hutten, Mutter von drei Kindern, die als Full-Time-Mama arbeitet. Was genau ist daran ein Artikel wert? Ein Moment Geduld, ich sammel noch weitere Informationen. Zu etwa derselben Zeit lese ich einen Artikel im Stern über den aktuellen („viralen“) Hashtag #realmummoments auf Twitter. Darin (im Artikel und im Hastag) geht es darum, das Frauen als Korrektiv zu hochglanzpolierter Werbung die Wirklichkeit ihres Daseins als Mutter beschreiben. Auch wenn ich aus meiner Erfahrung als Dad weiß, dass die Posts kein vollständiges Bild darstellen, zeigt es weitere Aspekte des normalen Familienwahnsinns.
Kommen wir jetzt endlich zum Kern des Artikels? Nein, leider noch nicht – denn ich habe zusätzlich noch in den Radio-Nachrichten gehört, dass die DGB-Frauen sich zu Wort gemeldet haben, denn
So wie es ist, kann es nicht bleiben. Deshalb fordern wir
…
einiges, nachzulesen im Flyer Vereinbarkeit Familie und Beruf (PDF, 226 kB). Jetzt kommen wir zur Analyse des ganzen.
Ich beginne mit ein paar Allgemeinplätzen, einem gängigen, wenn auch schlechtem Stil-Element des geschriebenen Wortes:
- Kinder brauchen Fürsorge, sie können nicht allein auf sich gestellt überleben.
- Größere Kinder sollten Fürsorge erhalten, auch wenn sie die nicht immer haben wollen.
- Erwachsene nennen diese Fürsorge Freundschaft.
- Bei älteren Menschen wird aus Fürsorge Pflege
Eigentlich könnte der Artikel damit zu Ende sein, denn ich habe eigentlich mit diesen vier Binsenweisheiten die Welt erklärt. Warum also so ein Hype in den Medien (634 Beiträge an dem Spiegel-Artikel), wenn alles so einfach ist?
Fangen wir hinten bei dem zitierten Flyer des DGB an. Zunächst muss ich eingestehen, dass ich hier ein weiteres schlechtes aber gängiges Stilmittel verwendet habe: Das Zitieren außerhalb des Zusammenhanges. Den DGB-Frauen geht es insgesamt darum, dass nach ihrer Wahrnehmung Frauen durch Kindererziehung beim Wiedereinstieg in den Beruf und somit in der Kariere benachteiligt sind. Das kann und will ich gar nicht bewerten. Letztendlich geht es nämlich eigentlich darum, was jeder Einzelne für sich aus seiner Situation heraus daraus ableitet, dass er Kinder haben möchte. Dazu brauchen wir kein Twitter, kein DGB und kein SPON. Schauen wir uns wieder die Allgemeinplätze an:
- Eine Frau beschließt, Kinder in die Welt setzen zu wollen.
- Typischerweise gibt es dazu einen Mann, der an den biologischen Vorgängen beteiligt ist.
In der heutigen Gesellschaft können wie das Kinderkriegen gemeinsam bewerkstelligen, eine/einer kann es wollen der/die andere nicht, es kann einen Dritten / eine Dritte bei einem gleichgeschlechtlichen Paar geben – am Ende des Tage reduzieren wir es aber bitte auf zwei Menschen, die Entscheidungen treffen: ich will / wir wollen Kinder haben.
Nehmen wir nun an, von allen Modellen menschlicher Gemeinschaft suchen sich diese zwei nun Modell X aus. Dann gibt es wiederum zwei Möglichkeiten:
- Sie sind glücklich mit ihrer Entscheidung und leben damit glücklich bis an das Ende ihrer Tage.
- Sie sind glücklich mit ihrer Entscheidung und werden, obwohl ihr Modell gesetzlich erlaubt ist, dafür in der Gesellschaft angefeindet.
- Sie sind unglücklich mit Ihrer Entscheidung und
- arbeiten an einer Verbesserung
- sagen, dass andere dafür sorgen müssen, dass sie glücklich werden
Und da muss ich ja nun mal ganz klar sagen: 2. und etwas weniger deutlich auch 3.2 geht gar nicht. Das ist einer freiheitlichen Gesellschaft, in der wir ins befinden, nicht würdig. Ich muss gestehen, dass ich eindeutig Sympatien für die Mutter im Spiegel-Artikel hege, letztendlich haben meine Frau und ich ein vergleichbare Modell gewählt. Weiterhin muss ich gestehen, dass ich es nicht wirklich gut finde, wenn Kinder ab 12 Monaten nennenswert außerhalb der Familie (welches Paar-Modell auch immer) aufwachsen. Aber: Tut mir doch bitte den Gefallen und wählt ein Modell, steht dazu und gesteht genau das Euren Mitmenschen auch zu.
Jetzt kann man natürlich noch anführen, dass heutzutage ein Berufstätiger keine Familie ernähren kann – Mieten sind zu teuer, Kitas zu teuer, alles zu teuer. Aber nochmal: Ihr kennt die Rahmenbedingungen, entscheidet Euch und steht dazu. Habt Kinder, habt sie nicht, geht beide arbeiten, last einen zu Hause bei den Kindern, tretet beide kürzer und seid beide mehr daheim – was auch immer. Nochmals: entscheidet Euch und steht dazu! Dazu muss ich ergänzen, dass es ganz vielleicht ein wenig Milde meinerseits gibt: Jedes Kind ist anders, zwei Kinder sind anders als zwei mal eines, Zwillinge als ungeplante dritte Kinder sind heftig, evtl kranke Kinder bis an die Grenzen gehend anstrengend. Man darf eingestehen, sich getäuscht zu haben und man darf Opfer eines Schicksalsschlag sein. Man darf sich auch eingestehen, dass man in der besten aller Welten es gern anders hätte. Solange es aber die einzige Welt ist, die wir haben, ist es wie Lamentieren übers Wetter: Das interessiert das Wetter relativ wenig und es ist morgen auch wieder genauso wie es ist. Wir müssen also unsere Situation meistern – keinesfalls dürfen die Kinder darunter leiden, denn die haben sich das nicht ausgesucht: Wir haben ihnen das Leben geschenkt, nicht sie sich selbst.
Am Ende meiner meisten Artikel ziehe ich ein Fazit für mich. Heute schicke ich euch damit los: Ihr dürft Euch Gedanken machen, wie wir mit unseren Eltern umgehen sollten. Heim? Nach Hause holen? Wohngemeinschaft? Keine leichte Frage, zugegeben. Hat aber auch keiner behauptet.