Vor sich hindödeln ist Wirklich wichtig


Es gibt ein paar Comics, die wunderbar die Welt erklären. Calvin und Hobbes ist so eine Reihe. Ihr kennt die Reihe nicht? Schaut Euch mal in der Suchmaschine Eurer Wahl im Internet um, es lohnt sich. Wikipedia beschreibt die Reihe eher analytisch, die Fanseite scheint etwas enthusiastischer sein. Wie auch immer – es geht darum, dass in einem der Comicstrips auch das Thema Was ist wirklich wichtig aufgegriffen wird. Das möchte ich euch  nicht vorenthalten.

Die Bergabfahrten von Calvin und Hobbes sind immer wieder Quelle von philosophischen Einsichten. In dieser Fahrt äußern die Protagonisten ihre Einschätzung, was wirklich wichtig ist im Leben:

Hobbes weiß, was wirklich wichtig ist: Vor sich hindödeln.
Vor sich hindödeln

Das nehmen wir uns mal für eine intensive Analyse vor. Wir haben mehrere Aussagen:

  1. Auf die kleinen Dinge achten wir nicht.
  2. Die großen kommen unvorbereitet.
  3. Die mittelgroßen sind langweilig.
  4. Ahnungslos-vor-sich-hin-dödeln ist hoffentlich wichtig.
  5. Werbeaussagen nach sind frischer Atem und trockene Achselhöhlen wichtig.

Die kleinen Dinge

Nach Calvins Aussage achten wir nicht auf die kleinen Dinge. Zum Glück haben wir eine ganze Branche, die sich diesen Problems annimmt und unsere aufmerksamkeit zu lenken versucht: Die Achtsamkeit. Diejenigen, die jetzt schon jeden Aspekt des Lebens in sich aufnehmen, sind möglicherweise auch nicht glücklich. Diese Gruppe hat aber auch einen Namen: Es sind die Hypersensiblen. Beide Pole, Nicht-Wahrnehmen und Alles-Wahrnehmen sind keine Lösung, die Lösung liegt vermutlich dazwischen.

Wenn der geneigte Leser in dieses Thema einsteigen möchte, empfehle ich zum Einstieg die beiden verlinkten Artikel und eine anschließende weitere Recherche.

Die großen Dinge

Manche großen Dinge werden erst groß, weil wir sie nicht erwartet haben. Grundsätzlich immer auf alles vorbereitet zu sein, schein unrealistisch. Ohne Plan in die Zukunft zu schauen, können manche Lebenskünstler und kommen damit sehr gut klar. Auch hier gilt es wieder, das individuelle Maß wischen den Polen zu finden.

Ich weiß natürlich nicht, was Calvin im Sinn hat, wenn er von den großen Dingen spricht. Zur Milderung der schlimmen großen Dinge, die einen persönlich treffen können wie Krankheit oder Berufsunfähigkeit sollten wir eine Versicherung abschließen. Die großen posititiven Dinge halten wir ja im allgemeinen gerne aus. Andere schlimme große Dinge, wie Trumps Wahl zum Präsidenten können uns auch betreffen, wenn wir als Amerikanisches Unternehmen gerne Bierfässer herstellen möchten, das aber durch die Wirtschaftspolitik des Präsidenten gefährdet ist.

Es ist vernünftig, sich gegen die schlimmsten Dinge, die einem passieren können, irgendwie zu wappnen. Dabei gilt es aber den Einsatz für das Wappnen, Eintrittswahrscheinlichkeit und Auswirkung in der Waage zu halten.

Die mittelgroßen Dinge

Siehe auch Die kleinen Dinge. Die mittelgroßen Dinge sind alltäglichen Erlebnisse, die wir genießen und herbeiführen, um anderen eine Freude zu bereiten. Es ist die Einladung zu einem Eis im Sommer oder zu einem Glühwein im Winter, der gemeinsam erlebte Sonnenuntergang, der Spaziergang durch den Wald.

Ahnungslos vor sich hindödeln

Ich bin mir sicher, dass Hobbes Hoffnung, „vor-sich-hindödeln“ sei wirklich wichtig, die Kern-Aussage dieses Comicstrips ist. Vielleicht ist das auch nur meine persönliche Meinung, der ich aber auch schon mal einen Artikel gewidmet habe. Ich bin ein Freund der gedanklichen Freiräume. Es sind Situationen, in den der Geist mit sich alleine ist, die Neues hervorbringen, die Verbindungen schaffen und Erinnerungen in den Gegenwart fortsetzen.

Auf den ersten Blick ist das vor-sich-hindödeln auch ergebnislos – das ist ja das Wesen des vor-sich-hindödelns. Dennoch können die dabei umherschweifenden Gedanken, das scheinbar ziellose Arbeiten mit den Händen auf wundersame Weise Neues herforbringen.

Was bleibt für mich?

Meine Empfehlung ist, sich dem Thema des vor-sich-hindödelns zu widmen. Wie kann ich den Zustand der Ziellosigkeit zumindest für einen Moment erreichen? Was brauche ich, um den Kopf frei zu bekommen, die Hände frei zu lassen, auf dass sie mit sich selbst beschäftigt sind? Horcht in Euch hinein, der Deck-Chair ist nur eine der Möglichkeiten.