Mensch und Maschine


Es ist ja immer wieder schön, wenn ich Artikel, die ich vor geraumer Zeit geschrieben habe, in anderen Veröffentlichungen wiederfinde. So geschehen bei dem Buch „Mensch und Maschine“ von Thomas Ramge (Für die Eiligen: Beschreibung beim Herausgeber Reclam)

So habe ich bereits in Maschinenethik in der Tradition eines konsequenten Existenzialismus gefordert, dass wir für unsere Taten auch Verantwortung zu übernehmen haben. Das ist letztendlich auch Ramges Forderung, wenn er sagt: „Wir müssen alles kritisch hinterfragen, was die Maschine uns sagt.“ [Kapitel I, Seite 27] Es ist der Mensch, der die Verantwortung zu übernehmen hat: Für die Entscheidungen, ob er das letzte Wort behalten will und für welche Art der Entscheidungen er überhaupt eine Maschine befragt.

Das Buch ist schnell gelesen – etwa drei bis vier Stunden sollten reichen. Als schon etwas erfahrener Nutzer der informationstechnischen Errungenschaften bin ich auch alten Bekannten wie Netscape in Ramges Übersicht der Historie begegnet. Das Buch stellt die grundsätzlich positive Einschätzung des Autors zur Künstlichen Intelligenz dar, nicht ohne kritisch die Anforderungen an eine Lenkung zu stellen. Wichtig ist auch zu wissen, dass er die landläufige Apokalypse der Maschinenwelt ohne Menschen nicht teilt, wohl aber die grundsätzliche Sorge des Missbrauchs auf unterschiedlicher Seite.

So können die Assistenten, die oftmals von Wirtschaftsunternehmen zur Verfügung gestellt werden, die Interessen ihrer Schöpfer in den Vordergrund stellen anstatt den Menschen als loyaler Assistent zu dienen.

Ein vollständig gelenktes Leben entsteht gerade in China mit dem Social Scoring. Erst durch die Möglichkeiten moderner Künstlicher Intelligenz möglich, werden alle Aspekte des öffentlichen, privaten und beruflichen Lebens verquickt, um staatlich gelenkte Entscheidungen zu fällen: Kreditzusage ja/nein, Elite-Universität ja/nein, Wohnungszusage ja/nein. Bei diesen Entscheidungen gehört natürlich hinein, dass der Kandidat ein notorischer bei-rot-über-die-Ampel-Geher ist und insofern ein unerwünschtes Verhalten zeigt.

Als drittes wesentliches Risiko gibt Ramge die Monopolisierung an: Die Künstliche Intelligenz wird besser, je mehr Menschen ihr Trainingsdaten geben und das wiederum führt dazu, dass wiederum mehr Menschen an ihren Diensten interessiert sind. NewComer in der Entwicklung von KI-Systemen können schwierig geügend Momentum entwickeln, um sich gegen die Platzhirsche zu behaupten.

Das Buch regt zum Nachdenken an, ohne durch zu schwierige Sprache oder nerviges Moralisieren Hindernisse zu legen.

Was bleibt für Euch?

Nicht nur dieses Buch lesen, sondern sich auch mit dem Thema weiter beschäftigen!